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25.02.06

Spiritualität, Gerechtigkeit und christliches Zeugnis - Die Zukunftsthemen des Weltkirchenrates

 


© Igor Sperotto/WCC

 

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Mit der Annahme deutlicher Änderungen der Prioritäten und der Arbeitskultur beendete die Neunte Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirche (ÖRK) am Donnerstag, 24. Februar, ihre Tagung in Porto Alegre. Die vier Schwerpunkte der Arbeit werden in Zukunft Spiritualität, ökumenische Ausbildung, globale Gerechtigkeit und 'prophetisches Zeugnis' sein.

 

Die Vollversammlung verabschiedete für die nun beginnende Periode der Beziehungen zu Mitgliedskirchen und ökumenischen Partnern ein neues Programm, und mehrere große Programminitiativen für die Kirchengemeinschaft. Außerdem wurde ein neuer Zentralausschuss gewählt, der das neue Mandat des ÖRK vertritt.

 

"Diese Vollversammlung hat die Vitalität der ökumenischen Bewegung bekräftigt und das Engagement der Kirchen für die ökumenische Vision und das Ziel der Einheit bestätigt", sagte ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Samuel Kobia am Ende der 10-tägigen Konferenz in Porto Alegre.

 

Die 9. ÖRK-Vollversammlung war die erste seit der Gründung des Weltkirchenrates 1948, die in Lateinamerika stattfand, und die Gastgeberkirchen in Brasilien und der weiteren Region waren aktiv an der Ausrichtung des Ereignisses beteiligt. Das vielfältige tägliche Gottesdienstleben des Treffens wurde durch Sonntagsgottesdienste in den protestantischen, katholischen und orthodoxen Gemeinden vor Ort ergänzt.

 

An der Vollversammlung, die vom 14.-23. Februar 2006 in Porto Alegre, Brasilien stattfand, waren mehr als 700 Delegierte aus 348 ÖRK-Mitgliedskirchen beteiligt, sowie Repräsentanten und Beobachter von anderen Kirchen, Organisationen und Bewegungen. Einschließlich derer, die am Rahmenprogramm mit Workshops, Ausstellungen und Musikveranstaltungen teilnahmen, kamen über 4000 Teilnehmende nach Porto Alegre.

 

<span style="FONT-WEIGHT: bold"» Neue Verfassung

In der ersten Woche der Vollversammlung nahmen die Delegierten eine grundlegend überarbeitete Verfassung und Satzung an, durch die der ÖRK nun zur Entscheidungsfindung durch Konsens übergegangen ist und in denen die Kriterien der Mitgliedschaft geändert wurden. Die Reformen gingen aus den starken Bedenken hervor, die orthodoxe Mitgliedskirchen geäußert hatten und sie zielten darauf, die Beteiligung der Kirchen aus unterschiedlichen Kulturen und Traditionen zu stärken.

 

<span style="FONT-WEIGHT: bold"» Einheit der Kirchen

Zu ihrem Kernanliegen, der christlichen Einheit, nahm die Vollversammlung den neuen Text "Berufen, die eine Kirche zu sein" an. ÖRK und Mitgliedskirchen sind dringend dazu aufgerufen, den Fragen nach Einheit, Katholizität, Taufe und Gebet hohe Priorität zu geben.

 

Die Delegierten riefen zu neuen Anstrengungen auf, um die kirchliche Einheit sichtbar zu machen, die es der ökumenischen Bewegung ermöglichen soll, der Welt eine "einheitliche, gnadenreiche geistliche Botschaft des christlichen Glaubens" zu vermitteln.

 

Die Vollversammlung zeigt in ihren Programmrichtlinien Wege zur verstärkten Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche, die kein Mitglied des ÖRK ist, und mit den Pfingstkirchen auf. Die Delegierten stimmten darin überein, dass Wege der Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen Gruppen entwickelt werden sollen, die zu einer "verbesserten Zusammenarbeit und Einheitlichkeit der Botschaft" aller ökumenischen Kräfte führt.

 

Die Vollversammlung unterstützte den Vorschlag des Generalsekretärs, nach Strukturen für ÖRK-Vollversammlungen zu suchen, die in den kommenden Jahren zu einer Verbindung mit den weltweiten Treffen anderer kirchlicher Organisationen und Verbünde führen könnten.

 

<span style="FONT-WEIGHT: bold"» Beteiligung der Jugend

Zum ersten Mal waren junge Erwachsene an der Arbeit in allen Vollversammlungsausschüssen beteiligt, und Delegierte drängten nach einer stärkeren aktiven Beteiligung von Jugendlichen (unter 30 Jahren) an Leben und Arbeit des Weltkirchenrates.

 

<span style="FONT-WEIGHT: bold"» Programm-Prioritäten

Angesichts rasanter Veränderungen in Kirche und Gesellschaft und konfrontiert mit einem Einkommensrückgang einigten sich die Delegierten darauf, die Arbeit des ÖRK in Zukunft auf einige Kernthemen zu begrenzen und drängten den ÖRK ein klareres und stärkeres öffentliches Profil zu entwickeln.

 

"Der ÖRK sollte weniger tun und dieses gut tun, in einem integrierten, auf Zusammenarbeit angelegten Ansatz", sagte Pastor Dr. Walter Altmann (Ev.-luth. Kirche in Brasilien) als Vorsitzender des Ausschusses für Programmrichtlinien, der die Vorschläge ausformulierte. Die Delegierten riefen nach einer stärkeren theologischen Basis aller Arbeitsbereiche und wiesen außerdem darauf hin, dass eine Gesamtplanung und eine Kommunikationsstrategie notwendig seien, um das Engagement der Mitgliedskirchen zu verstärken.

 

Die zukünftigen Schwerpunkte der Arbeit sind 'Einheit, Spiritualität und Mission', 'Ökumenische Ausbildung' insbesondere für junge Menschen, 'Globale Gerechtigkeit' und eine glaubhafte 'Öffentliche Stimme und prophetisches Zeugnis in der Welt'.

 

Die Vollversammlung bestätigte, dass der ÖRK seine Arbeit an Alternativen zur ökonomischen Globalisierung auf der Basis von theologischer Reflexion und kritischer Analyse verstärken und praktische, positive Ansätze der Kirchen verbreiten sollte.

 

<span style="FONT-WEIGHT: bold"» Kirchen streben nach Frieden

Die Halbzeit der Dekade zur Überwindung von Gewalt (DOV) wurde auf der Vollversammlung gefeiert - u.a. mit Grussbotschaften von drei Friedensnobelpreisträgern - und die Delegierten schlugen dem ÖRK vor, auf eine internationale Ökumenische Friedensversammlung hinzuarbeiten. Bei einem Kerzenlicht-Marsch im Zentrum von Porto Alegre wurde der Dekade-Jahresschwerpunkt Lateinamerika gestartet.

 

<span style="FONT-WEIGHT: bold"» Öffentliche Angelegenheiten

Die Vollversammlung äußerte sich zu mehreren Themen der internationaler Politik. Die Delegierten nahmen Erklärungen zu den Themen 'Schutzpflicht für gefährdete Bevölkerungsgruppen', 'Terrorismus, Terrorismusbekämpfung und Menschenrechte', atomare Abrüstung, Lateinamerika, Recht auf Wasser und UN-Reformen an. In Reaktion auf die Gewaltausbrüche im Zusammenhang mit den Karikaturen des Propheten Mohammed brachte die Vollversammlung ihre Besorgnis um gegenseitigen Respekt, verantwortliches Handeln und Dialog mit Menschen anderer Glaubensgemeinschaften zum Ausdruck. Die Delegierten brachten außerdem ihre schwere Besorgnis über die Lage im Norden Ugandas zum Ausdruck.

 

<span style="FONT-WEIGHT: bold"» Neues Leitungsgremium

Die Delegierten wählten den neuen 150-köpfigen Zentralausschuss, der zwischen den Vollversammlungen das höchste Entscheidungsgremium des Weltkirchenrates ist. Dem neuen Zentralausschuss gehören 63 Frauen und 22 junge Erwachsene an. Die Vollversammlung ernannte außerdem acht Präsidenten, die im Weltkirchenrat ihre jeweilige Region vertreten.

 

Der Zentralausschuss wählte Pastor Dr. Walter Altmann (Ev.-luth. Kirche in Brasilien) zum Vorsitzenden. Die Stellvertreter sind Metropolit Gennadios von Sassima (Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel) und Pastor Dr. Margaretha M. Hendriks-Ririmasse (Protestantische Kirche der Molukken, Indonesien).

 

Webseite der Vollversammlung:www.wcc-assembly.info