Wir selbst schaffen Behinderungen

Gregor Wolbring von der Universität in Calgary, Kanada

"Wir schaffen neue Behinderungen, neue soziale Diskriminierungen, basierend auf der Funktionstüchtigkeit eines Menschen", sagt Gregor Wolbring von der Universität in Calgary, Kanada. Auf einer dreitägigen Vorbereitungstagung von EDAN, dem Ökumenischen Aktionsbündnisses von und für Menschen mit Behinderungen, referierte er über 'Behinderung als soziales Konstrukt'.

Wolbring, der aus eigener Erfahrung spricht, glaubt daß Behinderungen durch einen Prozess geschaffen werden, der zumindest teilweise durch Konsumdenken angetrieben wird. "Wir schaffen Etiketten, die Dinge ohne jede Not zu medizinischen Problemen machen", sagt er. "Wenn zum Beispiel jemand schüchtern ist, nennen wir das Angststörung. Wir können Menschen wirklich dazu bringen, dass sie sich krank fühlen."

"Bioethik und Behinderung" war eines der Themen einer Vorbereitungstagung im unmittelbaren Vorfeld der ÖRK-Vollversammlung, die den ehrenamtlichen regionalen Koordinatoren/innen von EDAN sowie Kontaktpersonen und ÖRK-Mitarbeitenden Gelegenheit gab, die Arbeit des Aktionsbündnisses seit der letzten Vollversammlung (Harare, Simbabwe, 1998) zu überprüfen und Vorschläge für die künftige Ausrichtung zu formulieren, die jetzt der ÖRK-Vollversammlung unterbreitet werden sollen. Die Teilnehmenden diskutierten außerdem über "Behinderung und Globalisierung" sowie "Behinderung und Gewalt".

EDAN ist ein dezentralisiertes ÖRK-Programm, das von Menschen mit Behinderungen geleitet wird. Es arbeitet von Kenia aus unter der Schirmherrschaft der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz, doch erstreckt sich sein Mandat auf alle Regionen, in denen der ÖRK präsent ist. Auf der ÖRK-Vollversammlung sollen in einem ökumenischen Gespräch mit dem Titel "Kirche aller" in drei Sitzungen mehrere Themen aus der vorläufigen ÖRK/EDAN-Erklärung mit den Teilnehmenden vertieft werden. Außerdem sind zwei Mutirão-Workshops der Arbeit von EDAN gewidmet.