16.02.06
Das Gedächtnis der Weltkirchenrates
Einer musste sich unter dem Applaus der Delegierten neun Mal erheben: Als Generalsekretär Samuel Kobia am Dienstag, 14. Februar, im Eröffnungsplenum der 9. ÖRK-Vollversammlung in Porto Alegre die Teilnehmer vergangener Vollversammlungen bittet, sich zu erheben, lichten sich die Reihen von Mal zu Mal: Harare 1998, Canberra 1991, Vancouver 1983 ...
Bei der zweiten ÖRK-Vollversammlung, Evanston 1954, sind es gerade noch drei oder vier Teilnehmer im Saal. Dann kommt der Aufruf zur Gründungs-Vollversammlung in Amsterdam 1948, und nur noch ein Mann erhebt sich: Pastor Dr. Philip Potter. In Amsterdam war er als junger Mann aus Westindien die 'Stimme der Jugend'. Er stellte sich als Vertreter der Jugenddelegation ans Mikrophon und hielt eine flammende Rede: "Die Jugend ist bereit, Verantwortung für die Zukunft der ökumenischen Bewegung zu übernehmen!"
Seitdem hat Philip Potter diese Verantwortung gewissenhaft getragen. Er hat an allen neun Vollversammlungen teilgenommen und ist damit zum lebendigen Gedächtnis des Weltkirchenrates geworden. Außerdem war er von 1972 bis 1984 ÖRK-Generalsekretär in Genf. Philip Potter lebt heute im norddeutschen Lübeck. Seine Frau, Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter, ist eine der Delegierten der Evangelischen Kirche in Deutschland.
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